Erst 1905 besann man sich auf das Testament des Stifters Johann Friedrich Städel aus dem Jahr 1815, in dem es heißt: „Zugleich aber verordne ich, dass Kinder unbemittelter dahier verbürgerter Eltern ohne Unterschied des Geschlechts und der Religion unentgeltlich unterrichtet werden“. Das „ohne Unterschied des Geschlechts“ hatte man lange nicht ernst genommen. Erst recht nicht in gemischten Klassen. Von 1905 an gab es einen großen Andrang von Studentinnen.
Wer waren diese Frauen, die sich trotz vieler Restriktionen in der Kunst durchsetzten?
… Malerinnen, Bildhauerinnen, wie Louise Breslau, Ottilie W. Roederstein, Marg Moll, Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde Battenberg, Marie Bertuch, Ida Gerhardi, Dora Hitz, Annie Stebler-Hopf, Elizabeth Nourse oder Louise Schmidt haben sich erfolgreich im Kunstbetrieb der Moderne behauptet – waren für andere Lehrerinnen oder einflussreiche Kunstagentinnen.
Während des kenntnisreichen und kompetent geführten Rundgangs konnten wir uns am Beispiel von 26 Künstlerinnen aus den Jahren zwischen 1880 und etwa 1930 sowie anhand von 80 Werken – die zum Teil noch nie gezeigt wurden – selbst überzeugen, wie die Netzwerke funktionierten, in denen diese Frauen gearbeitet haben.
Künstlerfreundschaften, Inspiration, auch Konkurrenz, haben schon immer die Verhältnisse geprägt, auch unter Männern. Aber Erfahrungen auszutauschen, einander weiterzuhelfen, auch eine kritische Masse zu bilden, ist für die weiblichen Profis der Kunst dieser Epoche ungleich wichtiger gewesen. Denn die Widerstände einer männlich geprägten Kunstwelt waren enorm.
Die Bilder, Studien, Skulpturen, dazu die Erläuterungen und Hintergründe, die wir zu den Werken erfahren haben – was bewegte die Frauen in dieser Zeit, um sich in der Kunst ausdrücken zu können –, all das beeindruckte uns Lyceinnen sehr. Das war spürbar und ist nachhaltig.
Mit einem köstlichen Mittagessen im Frankfurter „Pantheon“ beendeten wir mit angeregten Gesprächen unsere Städel I Frauen–Exkursion.